Oktober 6 2018

Lisa & Lena sind laut SAT.1 Fernsehbeitrag die Top Verdiener auf Instagram

Der Vorabend ist eine der großen Problemzonen beim Privatsender SAT.1. Als Lösung schaltete der Bällchensender im Juli neben einer neuen Telenovela ein hippes Vorabendmagazin auf Sendung, das auf den Namen „Endlich Feierabend!“ hört. Sat.1-Chef Kaspar Pflüger versprach sich viel von den neuen Formaten: „Der neue Sat.1-Vorabend soll unsere Zuschauer mit einem guten Gefühl in den wohlverdienten Feierabend schicken.“, verkündete er beim Launch der Sendung. Ein schickes Studio wurde gebaut und bei der Konkurenz RTL eine beliebte Moderatorin eingekauft. Seidem hangelt sich das Format mehr schlecht als recht durch die vorabendliche TV Landschaft. Quotenmeter.de fasst es kürzlich ganz treffend, wie folgt, zusammen: „Gleich nach der Premiere des neuen Vorabend-Magazins am 30. Juli gab die 18-Uhr-Sendung sogar massiv ab und verbuchte seit dem 20. August nur noch Werte zwischen vier und sechs Prozent beim jungen Publikum. Nicht einmal auf dieses aus Sat.1-Sicht schwache Niveau kam «Endlich Feierabend!» nun noch am 29. August …“

Zeit also mal richtig hippe Themen aufzugreifen! Auf der Suche danach, hatte man für die gestrige Sendung eine fabelhafte Idee! Man holt sich einfach einen vertrauenserweckenden „Businesscoach“ ins Boot (…auf den kann man es später notfalls auch gut abwälzen …) und polarisiert ein wenig über die schöne neue Internetwelt und wie dort angeblich easy mit Werbung so richtig Kohle gemacht wird, während der Durchschnittszuschauer wahrscheinlich gerade für etwas mehr als den Mindestlohn acht Stunden lang im Büro oder der Fabrik ma­lo­cht hat … Fabelhaft!

Gestern mittag gab es schonmal einen Vorgeschmack, als Moderatorin Simone Panteleit in der Instagram Story der Sendung verlauten lies: „Wie lange brauchen Sie um 700 000 Euro zu verdienen?! Lena & Lisa brauchen dafür genau einen Monat … als Influencer bei Instagrähm“ (Kein Schreibfehler!) Eines hat SAT.1 zweifellos damit schonmal geschafft: Wir haben uns die Sendung deswegen ausnahmsweise angetan

Die Sendung beginnt mit dem üblichen BlaBla,… dann ein Newsblock „WOW des Tages„. Zu sehen heldenhafte Jungen, die einen armen Hund aus dem Würgegriff einer Schlange befreien. Wahnsinn,…! Zwar hat bspw. die Morgenpost bereits vor ein paar Tagen, das Video als eindeutigen Fake enlarvt – aber für SAT.1 ist das doch noch eine Sensationsmeldung wert …

Dann ist es endlich soweit! Der Beitrag über Lisa & Lena wird anmoderiert! „Auf Instagram kann man wirklich richtig Geld machen – wenn man weiß wie. Businesscoach Sascha Schulz stellt uns die drei erfolgreichsten Influencer Deutschlands vor. Bei diesen Gehältern wird einem ganz schwindelig!“ Der Beitrag beginnt! Es erscheint nach ein paar durchaus wahrheitsgemäßen aber nicht neuen Fakten, beispielsweise dass man mit großen und bekannten Instagram Accounts für Produktplacements interessant ist, sodann der angekündigte Profi auf der Bildfläche. Seines Zeichens „Buisnesscoach„, schmeisst Sascha Schulz auch schon ein paar Zahlen in den Raum. „Ganze 7,50 – 9,00€ zahlen demnach Unternehmen je 1000 Follower!“ Oha,…woher er das wissen will, läßt er an der Stelle offen – holt aber gleich den Taschenrechner raus, um die Top 3 Verdiener für SAT.1 zu errechnen! Tataaa …

Platz 3 ist DagiBee mit 287 000 Euro/Monat und rund 3,4 Millionen Euro im Jahr, … gefolgt von Bibi mit 323 000 Euro/Monat und 3,87 Millionen Euro im Jahr. Da wird uns schon – wie angekündigt – „ganz schwindelig“ … wobei beide Accounts ganz offen Placements posten und auch kein Geheimnis darum machen, Influencer zu sein! Na ja, … Laut Beitrag können das dann eigentlich nur noch Lisa & Lena toppen, schließlich bringen „Tanzeinlagen & Lippensync … bei 14 Millionen Follower … so richtig Cash!„. Sascha sieht das ganz genauso und geht hier (wieder ohne Quellen zu nennen) von 720 – 730 000 Euro/Monat aus – im Jahr also stolze 8,4 – 8,7 Millionen Euro Verdienst, nur durch Instagram! SAT.1 gibt abschließend noch Allen die nun „ganz schwindelig“ vor der Glotze hängen, einen gutgemeinten Tip mit auf den Weg: „… zukünftig statt Fussballkurs oder Managerseminar, doch lieber einen Fotokurs zu belegen!“ So endet der erwartungsgemäß brilliante Beitrag! Den ganzen Beitrag kann man aktuell bei SAT.1 in der Mediathek aufrufen. Mehrere Onlineportale haben den Beitrag auch eingebettet.

Natürlich ist das völliger Quatsch, nur anhand irgendwelcher Zahlen pauschal Gewinne von Influencern zu errechnen und Topverdiener zu bestimmen! Glaubt nicht so einen Blödsinn! Als Businesscoach sollte Sascha eigentlich wissen, dass es keine allgemein gültige Formel zur Berechnung einer Vergütung für einen gesponserten Instagram Post gibt! Zudem spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle, bspw. wie gut das Profil zu einer Marke/zum Produkt passt, die Reichweite/Engagement der Follower auf dem jeweiligen Kanal, die Kaufkraft der Follower und natürlich indeviduelles Verhandlungsgeschick des Influencers bzw. Managements mit einer Marke. Laut neuster Gesetzgebung müssen zudem Posts, die Placements enthalten, zudem sichtbar als „WERBUNG“ gekennzeichnet sein, ansonsten drohen teure Abmahnungen!

Der Beitrag will uns einfach nur oberflächlich glaubhaft machen, dass es völlig ausreicht viele Follower zu haben, um auf Instagram Geld zu verdienen. Das stimmt so nicht und wird bei wachsender Zahl eher ein Problem, als ein Vorteil. Der wichtigste Faktor ist nämlich die „Engagement Rate„, also der prozentuale Anteil der Follower die Postings wirklich anschauen, liken, speichern, teilen und kommentieren. Das sind die einzigsten Leute, die für Werbung interessant sind! Diese Rate nimmt mit steigender Followerzahl erfahrungsgemäß verhältnismäßig ab. Von daher sind kleinere Accounts für Werbung meist viel intereressanter, da dort diese Rate weitaus höher ist und die Community dahinter auch „familiärer“. Auch hier verlässliche Zahlen zu bekommen um etwa Verdienste zu errechnen ist schwierig. Es gibt im Onlinemarketing eigentlich nur zwei Plattformen, die bestenfalls gerade mal als „Anhaltspunkte“ gesehen werden könnten.Soweit man es überschauen kann, wird aktuell keiner der von Lisa & Lena geposteten Beiträge auf ihrem Instagram Profil als Placement bzw. Werbung deklariert, lediglich verlinken Sie ggf. Projekte an denen sie mitgewirkt haben, Fotografen, Stylisten oder ihre Eigenmarke. Das sie bei Modeshootings auch Mode anhaben, ist nunmal so Das legt der jeweilige Auftraggeber fest. Bedenken sollte man auch, dass Lisa & Lena diverse Fotos von Fotografen bzw. Studios quasi zur freien Verwendung auf Instagram posten. Derartige Bildrechte könnten gut und gerne normalerweise einige Tausend Euro kosten. Selbstverständlich ist es daher völlig legitim beteiligte Personen oder Auftraggeber wenigstens zu markieren. Eine Empfehlung irgendetwas irgendwo zu kaufen hat es bei Lisa & Lena übrigens noch nie gegeben …

Überleg einfach mal, was du bei deinen letzten Musical.ly oder Instagram Fotos mit deinen Freunden so anhattest?! Sascha könnte dir ja vieleicht auch schon eine Zusammenarbeit mit Adidas oder H&M andichten, … und du bist (theoretisch) auch schon längst Millionär


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